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Macht eine sprechende Artikelnummer Sinn?

Sprechende Artikelnummern wurden häufig verwendet, als PPS- und WWS-Systeme noch nicht über grafische Benutzeroberflächen, sondern über zeichenorientierte Benutzeroberflächen bedient wurden.

Suchfelder für Artikel gab es bis Ende der 80er ganz wenige, die Wichtigsten waren Artikelnummer und Matchcode. Wobei das Feld „Matchcode“ unter rein suchtechnischen Aspekten gefüllt wurde. In beiden Feldern konnten sogenannte Wildcards verwendet werden.

Wildcards sind Platzhalter, wie etwa der „Stern“ (*) für beliebig viele Zeichen oder das „Fragezeichen“ (?), das im Such-String für exakt ein Zeichen steht.

Die sprechende Artikelnummer 912 08 025 16 einer Schraube bedeutet:
3 Stellen für die DIN-Norm 912, 2 Stellen für den Durchmesser M8,
3 Stellen für die Länge 25 Millimeter, und 2 Stellen für den Zähler 16.

Im Feld Matchcode könnten für Schrauben beispielsweise Oberfläche, Schraubenart und Festigkeit verschlüsselt werden. Der Such-String für alle Schrauben mit Durchmesser 6 Millimeter und Länge 20 Millimeter, unabhängig von DIN oder Oberfläche, wäre im Feld Artikelnummer ???06020?? und im Feld Matchcode *schraube*.

Eine Liste mit allen verzinkten DIN 912-Schrauben erhält man über den Such-String „912*“ im Feld Artikelnummer und den Such-String „*verzinkt*“ im Feld Matchcode. Diese Beispiele zeigen, warum sprechende Artikelnummern bis Ende der 80er Jahre beliebt waren.

Mit einer sprechenden Artikelnummer und dem Feld Matchcode in Kombination lassen sich viele Systematiken aufbauen. Ein weiterer Nebeneffekt war, dass viele Listen wie beispielsweise Mengenübersichts-Stücklisten oder Sortimentslisten oft starr nach Artikelnummern sortiert waren. Mit einer sprechenden Artikelnummer gab es automatisch eine „Gruppierung“ ähnlicher Artikel.

Neue Such- und Klassifizierungsoptionen in den 90er Jahren

In den 90er Jahren kamen dann immer mehr ERP-Systeme mit grafischen Benutzeroberflächen auf. Die Suche ging ebenfalls über Wildcards, allerdings jetzt in fast allen Feldern des Artikelstamms. Listen konnten nach verschiedenen Kriterien sortiert werden.

Dazu kamen neue Optionen wie Sachmerkmalsleisten, die in Artikelstämmen und weiteren Objekten wie beispielsweise Kunden oder Lieferanten genutzt werden konnten. Dadurch war es möglich, Daten sehr flexibel und effektiv zu klassifizieren.

Für unser Beispiel mit der Schraube bedeutet dies, dass die Merkmale DIN, Durchmesser, Länge, Oberfläche, Festigkeit und so weiter in der Sachmerkmalsleiste des Artikelstamms verwaltet werden.

Suchfunktionen moderner ERP-Systeme und Klassifizierungsmöglichkeiten, wie Sachmerkmalsleisten, machen heutzutage sprechende Artikelnummern überflüssig. Der Einsatz von sprechenden Artikelnummern wäre sogar kontraproduktiv, da jeder Nummernkreis irgendwann an seine Grenzen gerät und das System sprengt.