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Brownfield vs. Greenfield – was ist der richtige Ansatz?

Steht eine Migration des ERP-Systems auf eine neue Technologie an, stellen sich viele Unternehmen die Frage, ob der Brownfield- oder der Greenfield-Ansatz die bessere Entscheidung ist. Die Fragestellung gewinnt an Komplexität, wenn sich die neue Technologie des ERP-Systems auf die Datenbank und die Anwendung bezieht. In diesem Fall ändern sich Datenbankstruktur und Geschäftsprozesse durch neue Funktionalität in der Anwendung.

Brownfield-Ansatz bedeutet im Grunde, dass alles so bleibt wie es ist. Die Daten werden 1:1 übernommen und alle Anpassungen der alten Anwendung werden möglichst unverändert in die neue Anwendung überführt. Hat ein Unternehmen sein ERP-System erst vor Kurzem über einen Greenfield-Ansatz eingeführt, dabei Daten bereinigt sowie Datenqualität erhöht und nutzt grösstenteils den Standard des ERP-Systems mit wenigen Anpassungen, kann der Brownfield-Ansatz die richtige Entscheidung sein.

Wenn ein Unternehmen sein ERP-System jedoch zum Beispiel 10 oder 15 Jahre im Einsatz hat und das System über viele Anpassungen und Automatisierungen optimal auf die Geschäftsprozesse des Unternehmens ausgerichtet worden ist, sollte genau geprüft werden, ob der Brownfield-Ansatz die richtige Entscheidung wäre. In diesem Fall kann davon ausgegangen werden, dass der Aufwand der Migration einer Neueinführung des ERP-Systems entspricht.

Es ist durchaus möglich, dass der Brownfield-Ansatz höhere Kosten verursacht als der Greenfield-Ansatz. Die Datenqualität und die Anzahl der vorgenommenen Anpassungen und Automatisierungen werden maßgeblich die Kosten der Migration beeinflussen. Der Schulungsaufwand für die Anwender wird bei beiden Ansätzen ähnlich sein. Davon auszugehen, dass bei einem Brownfield-Ansatz der ERP-Anbieter die Daten mit geringem Aufwand in die neue Struktur überführt und Anpassungen und Automatisierungen ohne eigenes Zutun in die neue Anwendung übernommen werden, wäre ein fataler Fehler. Hinzu kommt, dass das Unternehmen nach der Migration und erheblichen Kosten nicht besser dasteht. Die Datenqualität ist genauso gut oder schlecht wie vor der Migration und man profitiert nicht von der zeitgemässen Funktionalität des optimierten Standards der neuen Anwendung.

Wir empfehlen unseren Kunden in diesen Fällen den sichersten Weg – ein ERP-Audit.

Eine verlässliche Entscheidung zur richtigen Vorgehensweise im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit kann nur erfolgen, wenn die Nutzung des ERP-Systems, die Datenqualität und die Geschäftsprozesse von unabhängigen Experten geprüft wurden. Dann kann mit der Geschäftsleitung die beste Strategie für die Zukunft entwickelt werden. Ein nicht zu unterschätzender positiver Nebeneffekt eines ERP-Audits ist, dass auf diesem Wege die Grundlage für die Erstellung eines Lastenhefts geschaffen wurde und eine ERP-Ausschreibung möglich ist: So lässt sich prüfen, ob es Alternativen zum bestehenden ERP-Anbieter gibt.

Bei der Fragestellung „Brownfield oder Greenfield – was ist der richtige Ansatz?“ sollten sich Unternehmen nicht zuletzt auch die Frage stellen, welche Vorteile die Migration und der Technologiewechsel mit sich bringen und ob der Wechsel des ERP-Systems auch eine Alternative sein kann.